Documenta

Letzte Woche hatte ich Antje noch darauf angesprochen, dass ich dieses Jahr unbedingt auf die Documenta will, und dass wir ein Wochenende dafür einplanen. Ein Wunsch den ich schon lange habe, aber nie geschafft habe zu realisieren. Antje meinte, sie habe am Dienstag frei, in der Woche wäre es bestimmt leerer. Also habei ich mir den Tag auch frei geschaufelt. Und so ging es heute nach Kassel.

In meine Internet Recherche habe ich eine Empfehlung gefunden was man alles besuchen sollte wenn man sich einen Tag Zeit nimmt. Eine schöne Vorlage für uns. Dabei gab es den Tipp Fahrräder mit zu nehmen. Da konnten wir unseren neuen Kupplungsträger mal wieder richtig nutzen.

Wir hatten uns einen Parkplatz am alten Bahnhof aus geguckt, wo man für moderate 4 Euro den ganzen Tag parken durfte. Mit dem Fahrrad waren wir trotzdem immer noch nah genug an den Ausstellungsorten dran. Zu erst haben wir das Neue neue Museum angesteuert. Neu war an dem Museum nur das es ein Museum war. Es waren Räumlichkeiten in einem abgegriffenen Postgebäude aus den 60ern oder 70ern, die vermutlich nur zur Documenta ein Museum sind.

Vorhang aus Rentierschädeln

Vorhang aus Rentierschädeln

Phanteon der Bücher.

Phanteon der Bücher.

Wohnraum im Kanalrohr

Wohnraum im Kanalrohr

Die Ausstellungsorten waren bald gut daran zu erkennen, dass vor ihnen jeweils Container standen, die als Garderobe dienten. Es gab die strenge Regel, dass keine Rucksäcke mit in die Ausstellung genommen werden dürfen. Die Gefahr Kunstwerke zu beschädigen sei zu groß. Handtaschen waren jedoch erlaubt, was zu einigen Unverständnis bei Besuchern führte. Später haben wir jedoch gehört, dass große Handtaschen auch verboten waren.

Es gab Kunstwerke zu sehen, die allein durch ihre Komposition schön wirkten, deren inhaltliche Aussage sich aber nur erschloss, wenn man die zugehörige Infotafel las. Zum Beispiel der Vorhang aus Rentier Schädeln, der die von der Regierung angeordnete Tötung vieler Rentier anprangert. Andere waren weniger eingängig. In einem Saal hing eine ganze Wand in drei Reihen übereinander mit wenigen Bleistift strichen bemalt Zettel die wie Recycling Druckerpapier aussahen. Mir hat sich nicht erschlossen, warum jemand meinte dies hätte eine Wand auf der Documenta verdient, oder es überhaupt als Kunst gilt.

Beeindruckend war das Pantheon der Bücher. Eine Nachbildung des Phanteons in Athen aus Büchern, die irgend wann irgendwo auf der Welt verboten waren oder sind. Erstmalig war dies aus in Argentinien verbotenen Büchern dort nach Ende der Militärdiktatur aufgestellt worden. Für die Re-Installation auf der Documenta, waren alle Besucher aufgerufen daran teilzuhaben und Bücher zu spenden, die dann miteingebaut werden. Ich habe die Listen aus dem Netz dazu studiert und ein englisches Exemplar von „Catcher in the rey“ beigesteuert.

Sonnenuntergang am Phanteon der Bücher.

Sonnenuntergang am Phanteon der Bücher.

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Nicht mehr Fredericianium

Das generelle Thema der diesjährigen Documenta war Flucht und Vertreibung. Daher waren viele Kunstwerke eher bedrückend. Umsomehr stachen die Objekte heraus, bei denen dies nicht direkt Mit der Keule vorgetragen wurde, wie auch die Installation von Wohnräumen in einem Stapel von Kanalisationsröhren von etwa einem Meter Durchmesser. Der Künstler hat den unwirtlichen Raum der Kanalisation, durch die Installation von dem Anschein bürgerlicher Behaglichkeit, deutlich gemacht das es für Flüchtlinge oft nur Orte wie die Kanalisation als Wohnort gibt. Es gab Röhren mit einer Bibliothek, mit einem Badezimmer oder einem vermeintlich kuschligem Schlafzimmer.

In der zweiten Tageshälfte spürten wir eine deutliche Ermüdung unserer Aufnahmebereitschaft. Dem kam eine Video Installation orthodoxer Kirchengesänge entgegen, bei denen man sich eine Weile setzten und berieseln lassen konnte. Da die echten Highlights mit Wow-Effekt schon durch waren, hatten wir bald genug.

Zum Ende hin als wir uns zum Ausklang des Tages noch mal am Friedrichsplatz ans Phanteon der Bücher setzten ist mir dann aufgefallen warum ich das Fredericianum, dass ich auf verschiedenen Bildern gesehen hatte nicht finden konnte. Ein Künstler hatte die goldene Inschrifft über dem Portal ausgetauscht.

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